Die Familie Pfäffling

Eine deutsche Wintergeschichte

von Agnes Sapper

1909


Meiner lieben Mutter

zum Eintritt in das 80. Lebensjahr.

Die Familie Pfäffling muß *Dir* gewidmet sein, liebe Mutter, denn was ich indiesem Buche zeigen möchte, das ist Deine eigene Lebens-Erfahrung. Du hast unsvor Augen geführt, welcher Segen die Menschen durchs Leben begleitet, die imgroßen Geschwisterkreis und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen sind, unterdem Einfluß von Eltern, die mit Gottvertrauen und fröhlichem Humor zu entbehrenverstanden, was ihnen versagt war.

Noch jetzt, wo wir Deinem 80. Geburtstag entgegengehen, steht die Erinnerung anDeine Kinderzeit Dir lebendig vor der Seele, und wenn Du die Beschwerden undEntbehrungen des Alters in geduldiger, anspruchsloser Gesinnung erträgst so istdas nach deinem eigenen Ausspruch noch immer eine Wirkung, die ausgegangen istaus einer entbehrungsreichen und dennoch glückseligen Jugendzeit.

Nicht eben *Deine* Familie, aber eine von demselben Geist beseelte möchte ichin diesem Buch der deutschen Familie vorführen.

Herbst 1906.

Die Verfasserin.


Inhalt

1 Wir schließen Bekanntschaft
2 Herr Direktor
3 Der Leonidenschwarm
4 Adventszeit
5 Schnee am unrechten Platz
6 Am kürzesten Tag
7 Immer noch nicht Weihnachten
8 Endlich Weihnachten
9 Bei grimmiger Kälte
10 Ein Künstlerkonzert
11 Geld- und Geigennot
12 Ein Haus ohne Mutter
13 Ein fremdes Element
14 Wir nehmen Abschied

1. Kapitel
Wir schließen Bekanntschaft.

Ihr wollt die Familie Pfäffling kennen lernen? Da muß ich euch weithinausführen bis ans Ende einer größeren süddeutschen Stadt, hinaus in dieäußere Frühlingsstraße. Wir kommen ganz nahe an die Infanteriekaserne, sehenden umzäunten Kasernenhof und Exerzierplatz. Aber vor diesem, etwas zurück vonder Straße, steht noch ein letztes Haus und dieses geht uns an. Es gehört demSchreiner Hartwig, bei dem der Musiklehrer Pfäffling mit seiner großen Familiein Miete wohnt.

Um das Haus herum, bis an den Kasernenhof, erstreckt sich ein Lagerplatz fürBalken und Bretter, auf denen Knaben und Mädchen fröhlich herumklettern, turnenund schaukeln. Meistens sind es junge Pfäfflinge, die da ihr Wesen treiben,manchmal sind es auch ihre Kameraden, aber der eine Kleine, den man täglich aufden obersten Brettern sitzen und dabei die Ziehharmonika spielen sieht, das istsicher kein anderer als Frieder Pfäffling.

Um die Zeit, da unsere Geschichte beginnt, ist übrigens der Hof verlassen undniemand auf dem weiten Platz zu sehen. Heute ist, nach den langen Sommerferien,wieder der erste Schultag. Der Musiklehrer Pfäffling, der schlanke Mann, dernoch immer ganz jugendlich aussie

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